Wie am Donnerstag bekannt wurde, experimentiert Google gerade zunehmend mit der Anzeige von Produkten herum. Zukünftig sollen Preisvergleiche die Kaufentscheidung der Kunden erleichtern. Doch welche Konsequenz hat das für Händler?
Google experimentiert herum und erprobt seit einigen Monaten den Preisvergleich verschiedener Produkte. Grundsätzlich ist das keine überraschende Meldung. Doch das was nun kommt, wird besonders Onnline-Händler betreffen. Denn besonders billige Produkte bei den Product Listing Ads (ehemals Google Shopping) werden gekennzeichnet und so dem Käufer die Entscheidung leichter zu machen. Bei den Anzeigen soll zukünftig ein Hinweis erscheinen, der die Einsparmöglichkeit in Prozent zum durchschnittlichen Preis anzeigt. Wie der Blog Channeladvisor berichtet, heißt es dann konkret zum Beispiel: „Dieser Preis ist 11 Prozent niedriger als der durchschnittliche Onlinepreis“. Damit greift Google tief auf die menschliche Psychologie zurück. Wer glaubt eine Menge sparen zu können, kauft schneller, intuitiver und damit vielleicht sogar unüberlegter ein.
Bereits im Mai 2015 hatte Google mit einem ähnlichen Test für Schlagzeilen gesorgt. Damals wurden Sonderangebote mit einem kleinen Hinweis, dem „Value Alert“, gekennzeichnet. Heruntergesetzte Preise stachen so aus dem vielfältigen Online-Angebot minimal hervor. Während Händler bei den Product Listing Ads aufgrund der Abgabe eines Gebotes nach dem Cost-per-Klick-Prinzip einen direkten Einfluss auf das Ranking hatten, bleibt es nun offen wie sehr diese Möglichkeit bestehen bleibt.
Dass Google nun reagieren muss, ist kein Zufall. Denn Amazon läuft dem Suchmaschinengiganten immer mehr den Rang ab. Mehr als ein Drittel der deutschen Kunden suchen einen Artikel direkt bei Amazon. Vor allem die einfache Nutzung ist ein beträchtlicher Vorteil: Mit einem Account und wenigen Klicks ist der Einkauf bei Amazon erledigt. Google hingegen, leitet lediglich zu den Onlineshops weiter. Wer sich wirklich für ein Produkt interessiert, kommt nicht darum herum sich im entsprechenden Onlineshop neu anzumelden – und das kostet jede Menge Zeit und verlängert den Einkaufsprozess. Bislang suchen lediglich 14 Prozent der Deutschen direkt bei Google nach einem Produkt.
Zunächst ist es noch unklar, für welche Umsetzung der Preisvergleiche sich Google im Detail entscheiden wird. Denn der Google Value Alert und die Kennzeichnung des Produktunterschieds sind derzeit noch in der Testphase. Aber es ist erkennbar, dass der Preis als wohl wichtigster Faktor in den Fokus der Suche gerückt wird. Google betont, dass sie mit den Features dazu beitragen möchten, Menschen „nützliche Preisinformationen“ an die Hand zu geben. Der zunehmende Preiskampf wird also vermutlich in erster Linie auf die Kosten der Händler gehen. Das ist deshalb so problematisch, weil eine dauerhafte Niedrigpreisstrategie die Erlöse mindert. Umso wichtiger ist es für Händler, unentdeckte Nischen zu erschließen und neue Segmente für sich einzunehmen. Denn exklusive Produkte, wie Handtaschen eines lokalen Designers, rechtfertigen immer einen höheren Preis. Aber auch Maßnahmen zur Kundenbindung sind wichtig, um zum wiederkehrenden Kauf anzuregen. Wie wäre es denn beispielsweise damit, Rabatte für zukünftige Käufe anzubieten oder neue Kunden mit Bonusprogrammen anzulocken? E-Commerce-Händler müssen kreativ denken und strategisch handeln, um die Bedürfnisse der Kunden zu erfüllen. Schließlich ist es schon lange kein Vorteil mehr, dass der Onlineshop ein 24-Stündiges Einkaufserlebnis ermöglicht.